Editorial 10/99
Sie erinnern sich? Im Editorial von Heft 7/99 berichteten wir über die telefonische Anfrage einer Zeitschrift, die unseren deutschen Hörfahrplan für ihre aktuelle Heftausgabe übernehmen wollte. Wir verwiesen zum damaligen Zeitpunkt (11. März) darauf, daß ein Abdruck keinen Sinn machen würde, denn der komplett überarbeitete aktuelle deutsche Sommer-Hörfahrplan würde erst in 1-2 Wochen vorliegen. Da es dem verantwortlichen Redakteur dieser Zeitschrift wohl weniger auf akkurate Information ankam, ließ er uns durch seine Sekretärin ausrichten, man werde sich die Daten anderswo besorgen...
Soweit die uns allen bekannte Vorgeschichte. Mehr als erstaunt waren wir dann aber, als wir das April-Heft der Zeitschrift Infosat aufschlugen. Dort war doch gleich auf einer ganzen Seite ein deutscher Hörfahrplan zu finden. Wohl kaum eine Angabe dieses Fahrplans stimmte: das nicht mehr existierende deutsche Programm der BBC wurde noch gelistet, alle Sendezeiten von Radio Polonia, RFI Paris, Radio Bulgarien, Radio Schweden, Radio Finnland, der Stimme Rußlands, Radio Budapest etc. waren falsch und bei den restlchen verbleibenden Stationen stimmte ein Großteil der Frequenzangaben nicht mehr. Dies war Anfang März ja auch der Grund gewesen, wieso wir die Veröffentlichung unseres Datenbestandes ja ausdrücklich untersagt hatten. Wir warfen gespannt einen Blick auf die Quellenangabe, zu lesen war dort M. Bartelt. Soweit, sogut...
Was uns dann aber doch die Sprache verschlug, war die Überschrift. Zu lesen war dort: ADDX-Hörfahrplan Deutsch. Ein Telefonat mit dem verantwortlichen Redakteur der Infosat wurde zur Lehrstunde für Plagiatschreiber: Man nehme eine Liste, verändere einige Angaben und veröffentliche sie unter neuer Quellenangabe. Erst unsere Nachfrage, ob es der Infosat gefallen würde, wenn wir ihre Satelliten-Frequenzlisten in leicht veränderter Form abdrucken und mit der Überschrift Infosat-Frequenztabellen versehen würden, führte zu betroffenem Schweigen. Nein, das ginge natürlich nicht. Tja, dumm gelaufen...
Es ist sehr schade, daß die enthusiastische Arbeit sowohl unserer Redakteure als auch der zahlreichen Leser und Mitglieder, die uns mit aktuellen Meldungen zu Frequenzänderungen versorgen, durch Plagiatschreiber und/oder Trittbrettfahrer, die diese Listen für ein paar Mark an ein kommerzielles Blatt verhökern, hintergangen wird. Auch Wolf Siebel vom Siebel Verlag kann davon ein langes und trauriges Lied singen. Auch einige seiner in endlosen Stunden zusammengestellten und recherchierten Frequenztabellen werden zum Teil abgekupfert und weiterverarbeitet.
Rechtliche Schritte sind zwar möglich, aber langwierig und ärgerlich. Bisher haben wir solche Problemfälle stets mit Erfolg bereinigen können, ohne damit an die Öffentlichkeit gehen zu müssen. Sollte sich der Trend zum offensichtlichen Abkupfern aber weiter verstärken, dann bleibt uns in Zukunft wohl nichts anderes mehr übrig, als der Gang vor den Kadi.
Redaktion